Ein kleines Mädchen steht vor einem flachen Gebäude mit Fenstern und blickt nach links. Sie trägt einen Pullover, eine Latzhose, Wollsocken und Badelatschen und eine Wollmütze.
Ein junger Mann kniet unter einem bleuchteten Lampenschirm, auf einem Tisch mit einer karierten Decke und hält einen Filzstift in der Hand. Vor ihm liegen ein Haufen bemalter Streichholzschachteln.
Ein junger Mann läuft mit dem Rücken zum Betrachter einen Steg entlang. Er trägt einen Badeanzug udn eine Badekappe und hebt die Hände in die Höhe. Über ihm hängt eine leuchtende Leuchtstoffröhre und eien Uhr. Am Boden liegen verkrümmt andere Menschen in Badeanzügen.
Eine junge Frau mit einem Pullover und einer unterhose bekleidet, hebt ein Kantinentablett gegen eine Schneemaschine. Der Kunstschnee fliegt durch den Raum.
Ein junger Mann mit einer Wollmütze an, kauert unter Tannenzweigen und vor Holzschaiten.
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Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern

"Ich sage, ich bin das kleine nette Mädchen mit den Schwefelhölzern. Ich erinnere mich an meine Mutter. Ich bin: das erste, das zweite, das dritte, das vierte Kind. Oder eine der verschütt gegangenen im Dazwischen. Sei es drum. Es tut nichts zur Sache, wie man mich nannte, denn mein Name: längst ausgelöscht, in Vergessenheit geraten, ausradiert, nicht kuratiert, ganz unbefangen untergegangen. Ich bin das Kind mit dem Feuerwehrschlauch. Ich dreh den Hahn auf und setze hier alles unter Wasser. Ich lass das Becken richtig volllaufen und dann stürze ich mich Hals über Kopf ins Spaßbad. Hals und Beinbruch Freunde, Hals und Beinbruch.“

Am äußersten Stadtrand Mannheims, in einer ehemaligen Leuchtstoffanlage, treffen die Besucher:innen ein kleines Mädchen, ganz ähnlich der jungen Schwefelholzverkäuferin aus dem Märchen von Hans Christian Andersen, die, um dem Erfrierungstod zu entkommen, ihre Streichhölzer nach und nach anzündet. Jedes Brennen versetzt es für einen kurzen Moment in vergangene Welten, wo sie ihre geliebte verstorbene Großmutter trifft. Es ist verbunden mit Frauen der vergangenen und zukünftigen Generationen, ihrem Leid, ihren Gewalterfahrungen und Träumen. Und dann verschwindet es mitten im abendlichen Trubel des letzten Tages des alten Jahres, unbemerkt von allen.

Es taucht auf dem verlassenen Fabrikgelände im Industriegebiet wieder auf und lässt den Phosphor der Streichhölzchen gefährlich lodern. Mit jedem Licht in der Dunkelheit flammt für kurze Zeit eine Geschichte wieder auf. Die Besucher:innen tauchen in die parallele Welt einer Zündholzfabrik ein und werden Teil eines brennenden Universums.

Eine Inszenierung von Theater Performance Kunst RAMPIG.

Leerstand einer ehemaligen Leuchtstoffanlage in Mannheim, Oktober 2023.

von und mit

Sebastian Arnd, Christina Bauernfeind, Benjamin Bay, Friedrich Byusa Blam, Tim Fischer, Malte Fischer, Nikola Haubner, Lea Langenfelder, Liz Langenfelder, Sophie Lichtenberg, Karolina Leśna, Anna Müller, Laura Neidhardt, Tabea Panizzi, Ann-Sophie Reiser, Melanie Riester, Anna Rottländer, Beata Anna Schmutz, Karolina Serafin, Luca Urbaczka, Ricarda Walter.